Taken from: http://www.libcom.org/news/occupation-farm-land-vienna-07052013 (deutsche Version weiter unten)
On Saturday, May 4th activists of the initiative „Solidarity Agriculture“, in short SoliLa!, occupied some farm land in the 21st district in Vienna, which is owned by the fund for housing construction and urban renewal of the City of Vienna and leased to a private person, that has not cultivated it or used it in another way for years. In the long-term the area is designated for construction purposes.
After the occupation, the leaseholder called the police but was told that an eviction was possible on Monday at the earliest. So the occupiers began to prepare the occupied land for a long-term stay, they set up a small camp and began to plant vegetables. On Monday they were given a 24 hours-ultimatum to leave by the fund, otherwise it threatens to let the police evict the occupation.
On May 6th the occupiers released a press statement, that is loosely translated in its main parts below: ” Since Sunday May 4th about 100 landless, students and activists are occupying fallow land in Donaufeld, Wien-Floridsdorf, which is belonging to the Wohnfonds Wien.
„This fertile land, which was cultivated by small market gardens for decades, is to be used as a building area. The creation of a local solidary agriculture is our alternative draft to the current urban planning.“ declares Jana, a landless gardener.
„Solidarisch Landwirtschaften!“, in short SoliLa!, the initiative founded by the occupiers is critisizing that it is absurd in times of „peak oil“ and „peak soil“ to use fertile land for building purposes. Agriculture in Vienna, as in rural areas too, is affected by two tendencies: the loss of agricultural soil, as well as the decline in the number of farmers and land concentration.
In Austria 20 hectares of agricultural land are lost every day irrecoverably to construction and traffic purposes. In Vienna this has led to the loss of 20 % of the agricultural space in the years between 1999 and 2010. The number of farms has declined from 1.200 to about 550 from 1995 to 2010. […]
Europe-wide the same trend can be observed. A recently publicized study documents that only 3 % of all farms in the EU control about 50 % of the agriculturally used area. This land concentration is promoted and pushed on by the system of agricultural subsidies, hence by public funds.
So also agriculture in Vienna is pushed to the principle of profit maximization, where only the most competitive agricultural businesses should remain as it is specified in the planning of the agricultural structure developement. […] SoliLa makes its stand against this developement and points out an alternative. […]
„The occupation is not directed against affordable housing. Quite the contrary we are asking how affordable living is possible without the loss of agricultural soil. The rising need for housing space is accompanied by vacancies of about 80.000 flats and many thousands of empty office spaces“, so Markus, a student of the University of Natural Resources and Life Sciences (BOKU) and activist in the Right To The City-movement. […]
Profit-orientated housing policy not only necessarily leads to vacancies, but also to the loss of agricultural land for building purposes. Therefore SoliLa! as a part of the The Right to the City-network demands not only the access to the land to those who (are willing to) work the land but also the access to affordable housing for all. […]
SoliLa! wants to preserve the occupied soil as agricultural soil and to establish a small-structured, sustainable food production in line with requirements. The many involved people are working together on the lasting cultivation of the soil since May 4th and invite all neighbours and interested people to participate.
For the Right to the City and food sovereignty!
More Infromation in German: www.17april.blogsport.eu
[DE]
Seit 4. Mai 2013 wird vom Kollektiv SoliLa! (Solidarisch Landwirtschaften!) eine brachliegende Fläche des Wohnfonds Wien besetzt und bewirtschaftet.
Im Kampf für eine nachhaltige, alternative Produktions- und Lebensweise in Balance mit Mensch und Umwelt fordern wir:
1. eine selbstbestimmte Stadtgestaltung!
2. Freiraum für eine kollektive, kleinbäuerliche Nahrungsmittelproduktion
in Stadt und Land, außerhalb der Marktlogik!
3. Ernährungssouveränität!
4. Erhalt von Grün- und kleinstrukturierten Nutzflächen im Stadtgebiet!
Der Wohnfonds Wien kauft im großen Stil Grünflächen im Donaufeld auf, um diese in den nächsten Jahren umzuwidmen. Verhandlungen über eine autonome Landwirtschaftliche Nutzung der besetzten Fläche werden von der Stadt Wien und dem Wohnfond bisher verweigert und das Projekt steht unter akuter Räumungsgefahr.
So Kannst du SoliLa unterstützen:
Besuche den solidarischen Acker! Drygalskiweg 49, 1210 Wien
Unterschreibe die Unterstützungserklärung „Solila Bleibt!“
Halte dich auf dem Laufenden unter 17april.blogsport.eu
Widerstand ist Fruchtbar! Solidarisch Landwirtschaften und Leben jetzt!
Weiter die Presseaussendung die von den Bestzer_innen am ersten Tag der
Besetzung ausgesandt wurde:
Land denen, die es bewirtschaften (wollen).
Recht auf Stadt- für eine demokratische Stadtgestaltung.
Wien: Studierende, Aktivist*innen und Landlose beginnen mit dem Aufbau einer solidarischen Stadtlandwirtschaft und nehmen Stadtplanung selbst in die Hand.
Seit Samstag, den 4. Mai, besetzen ca. 100 Landlose, Studierende und Aktivist*innen eine Brachfläche im Donaufeld, Wien Floridsdorf, die dem Wohnfonds Wien gehört.
„Hier soll fruchtbares Land, das über Jahrzehnte von kleinen Gärtnereien bewirtschaftet wurde, verbaut werden. Der Aufbau einer lokalen solidarischen Landwirtschaft ist unser Gegenentwurf zur derzeitigen Stadtplanung“, so Jana, landlose Gärtnerin.
Die von den Besetzer*innen gegründete Initiative „Solidarisch Landwirtschaften!“, kurz SoliLa!, kritisiert, dass es gerade in Zeiten von „peak oil“ und „peak soil“ absurd ist, fruchtbares Land immer weiter zu verbauen. Die Landwirtschaft in Wien, wie auch in ländlichen Gebieten, ist zunehmend von zwei Tendenzen betroffen: die Versiegelung von landwirtschaftlichen Flächen sowie Höfesterben und Landkonzentration.
Täglich gehen in Österreich 20 Hektar landwirtschaftliche Fläche unwiederbringlich als Bau- und Verkehrsflächen verloren. Für Wien wird das an dem Verlust von 20% der landwirtschaftlichen Flächen zwischen 1999 und 2010 sichtbar.
Die Zahl der Bäuer_innenhöfe in Wien verringerte sich zwischen 1995 und 2010 drastisch von rund 1.200 auf etwa 550 Höfe. Bei den geschlossenen Höfen handelt es sich zum großen Teil um kleine und mittlere Betriebe: 68% der Höfe hatte weniger als 5 Hektar Fläche.
Europaweit zeigt sich die gleiche Tendenz. Eine kürzlich veröffentlichte Studie1 dokumentiert, dass lediglich 3 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in der EU rund 50% der landwirtschaftlichen Flächen kontrollieren. Diese Landkonzentration wird durch das System der Agrarsubventionen je nach Fläche letztendlich durch staatliche Gelder gefördert und vorangetrieben.
Auch die Wiener Landwirtschaft wird immer weiter Richtung Profitmaximierung gedrängt, in welcher nur noch die wettbewerbsfähigsten Betriebe erhalten werden sollen. Dies wird im agrarstrukturellen Entwicklungsplan festgeschrieben. Während große zusammenhängende landwirtschaftliche Flächen an den Rändern der Stadt für die landwirtschaftliche Nutzung geschützt werden sollen, sind kleinere und nicht zusammenhängende Flächen in zentralerer Lage als Pufferzone für Bauvorhaben vorgesehen. Damit wird letztendlich die Versiegelung von fruchtbaren Böden wie im Donaufeld vorangetrieben. Dieser Entwicklung stellt sich SoliLa! entgegen und zeigt eine Alternative auf..
WOHNPOLITIK OHNE FRUCHTBARE BÖDEN ZU VERSIEGELN
Die Eigentümerin der Fläche ist der Wohnfonds Wien, ehemals „Flächenbereitstellungsfond“. Seine Aufgabe ist es, Flächen anzukaufen um sie für Wohnbauträger bereit zu stellen. Seit 2004 baut die Stadt Wien selbst keine Gemeindewohnungen mehr. Stattdessen wurde zu einer Politik der Subventionierung von Wohnbauträgern übergegangen.
„Die Besetzung richtet sich nicht gegen leistbares Wohnen. Ganz im Gegenteil wollen wir die Frage stellen, wie leistbares Wohnen für alle möglich sein kann ohne dabei fruchtbare Böden zu versiegeln. Der steigende Bedarf an Wohnraum steht einem Leerstand von bis zu 80.000 Wohnungen sowie weiteren tausenden Büros gegenüber“, meint Markus, BOKU-Student und Recht auf Stadt-Aktivist.
Parallel zur Spekulation mit Leerstand finden jährlich tausende Delogierungen in Wien statt. Rund 2.600 Haushalte wurden allein im Jahr 2012 zwangsgeräumt. Etwa 1.000 Fälle davon betrafen Gemeindebauwohnungen. „Von einer sozialen Wohnpolitik kann somit nicht mehr gesprochen werden“, so eine Aktivistin.
Profitorientierte Wohnungspolitik hat nicht nur erzwungenen Leerstand zur Folge, sondern auch die Versiegelung landwirtschaftlicher Fläche für immer weitere Bauvorhaben. Aus diesem Grund fordert SoliLa! als Teil des Netzwerks „Recht auf Stadt“ nicht nur Zugang zu Land für jene die es bewirtschaften (wollen), sondern auch Zugang zu leistbarem Wohnraum für alle.
„Es braucht demokratische Entscheidungsstrukturen über Stadtplanung. Nachbar*innen und Initiativen wurden in die Stadtentwicklungspläne fürs Donaufeld bisher nicht einbezogen“, so eine Nachbarin.
Die Initiative SoliLa! möchte das besetzte Land als landwirtschaftliche Fläche erhalten und eine bedürfnisorientierte, kleinstrukturierte, nachhaltige Lebensmittelproduktion umsetzen. Die vielen beteiligten Menschen arbeiten seit dem 4.Mai gemeinsam an der nachhaltigen Kultivierung des Bodens und laden Nachbar*innen und Interessierte herzlich dazu ein, mitzuwirken.
Für Recht auf Stadt und Ernährungssouveränität!
Nähere Informationen:
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