Vor einigen Tagen waren wir bei einer Eröffnungsparty des Projektes “Expedicija Inex Film“auf dem Gelände einer alten Filmfabrik am Stadtrand von Belgrad in der Višnjička 76 mit dabei.
Nach der Besetzung wurde bereits seit Wochen aufgeräumt und die meisten Räume sind vielfältig gestaltet, vor allem mit Graffitties, allerdings kaum explizit Politische, neben professionellen Selbstdarstellungen gibt es auch viel DIY aus dem Bauch heraus. Es wird mit der Stadt verhandelt, einen unkommerziellen Ort für Künstler_innen und andere Projekte in der lange leerstehenden Fabrik zu schaffen. Zur Eröffnung spielten mehrere Bands und es gab das Gerücht, dass staatliche Stellen das Projekt mit tragen werden. Das Gelände ist super, es gibt viele Räume ohne Fenster und Türen und viele unangepasste aber auch schicke Leute waren da.
(source: https://picasaweb.google.com/117669573246366280467/EkspedicijaInexFilm?gsessionid=0G09yrGjs6VzwCAQXUXb9g#5599994087753409330)
So einen Ort gab es bisher noch nicht in Belgrad oder anderswo vergleichbar in Serbien und einige der politisch Aktiven Leute hier diskutieren, ob sie sich beteiligen sollen, z.B. indem sie ihre Kochsession hierherverlegen und vielleicht auch den Infoladen, oder ob es zu konform und mit der Stadt und dem Staat laufen wird und die Leute aus der Inititative eventuell Probleme machen, da sie sich mit keinem Wort zu politischen Inhalten geäussert haben und das wohl auch bewusst. In ihrem Manifest schreiben die Initiator_innen von Selbstorganisation, Kultur und Solidarität aber nicht von Autonomie oder antiautoritärer Bewegung. Es erinnert etwas an das Gängeviertel in Hamburg, wo es einerseits neue Räume für unkommerzielle Aktivitäten gibt, andererseits auch eine Aufwertungsstrategie des Staates deutlich eine Rolle spielt. Es ist von Beginn an klar, dass ein Grossteil der Beteiligten gar kein Interesse an Konfrontation mit Staat und Herrschaftsverhältnissen haben, sondern “nur” Raum für Kunst suchen. Es ist ein bischen wie mit Medika in Zagreb oder Metelkova in Ljubljana, es ist eine Frage der Kräfteverhältnisse, ob anarchistische und politische Initiativen einen Teil solcher Projekte nutzen können und sich einmischen oder ob es sich anders entwickelt. Ich bin gespannt, wie es weitergeht, aber so oder so ist es sicher gut, wenn sich ein solcher Ort in Belgrad durchsetzen lässt.
Hier gibt es noch einige Bilder von den Aufräumaktionen und dem Gelände:
Hier ist noch ein englischer Artikel mit Videoclip:
http://www.belgraded.com/the-inex-film-expedition-squatting-inc
Heute werden wir auch noch eine kleine Veranstaltung zur Geschichte und Motivation von Hausbesetzungen in Hamburg im nicht-öffentlichen Zentrum machen und ein paar Filme zeigen zur Ekhofstrasse, Hafenstrasse und der Roten Flora. In Istanbul haben wir bereits eine ähnliche Veranstaltung gemacht, wo es interessante Diskussionen über Sinn und Unsinn von Hausbesetzungen gab, wie Strategien gegenüber Polizei und Staat aussehen können und die vielen Gründe, warum soziale Zentren und Räume so wichtig für politische Organisierung sind.