(Quelle: http://de.indymedia.org/2010/09/290403.shtml )
Im Westen des Bochumer Stadtteils Langendreer befindet sich das Unternehmen “G+H Unternehmensservice”. Dieses bildet eine Außenstelle des französischen Vinci-Konzerns, der für die Waldabholzung in Chimki nahe Moskau zuständig ist und dort gewalttätige Neonazis auf UmweltaktivistInnen ansetzte.
Der Flugblatt-Text:
“Gegen Umweltzerstörung und Repression für Profitinteressen!
Freiheit für die politischen AktivstInnen in Russland!
In Ihrer unmittelbarer Nähe, in der Straße Auf den Holln 47, befindet sich das Unternehmen „G+H Unternehmensservice“. Dieses bildet eine Außenstelle des französischen Bauunternehmens „Vinci“, welches weltweit an verschiedenen Bauprojekten beteiligt ist. Auf den ersten Blick ein unscheinbarer und seriöser Betrieb, engagiert der Konzern Schlägertruppen und Neonazis, um sein Bauvorhaben weltweit, so geschehen in Russland, durchzusetzen.
Seit 2008 plant die russische Regierung und die Kleinstadt Chimki, die sich in der Nähe von Moskau befindet, eine Autobahn von St.Petersburg in die Hauptstadt Russlands zu bauen. Diese würde durch den Wald von Chimki verlaufen, was die Ausrodung des Waldes und Existenzvernichtung von vielen Lebewesen bedeuten würde. Zunächst als gesetzeswidriges Projekt gestartet, änderten die Gerichte das Gesetz, damit der Wald abgeholzt werden kann. Dass dies im Interesse vieler Akteure ist, so z.B. der als korrupt bekannten Stadtverwaltung von Chimki und der unzähligen Profiteure, die Tankstellen und Restaurants entlang der Autobahn bauen wollen, und nicht zuletzt im Interesse des Bauunternehmens Vinci selbst, das sich mit dem Projekt einen dicken Fisch geangelt hat, ist allen bekannt.
Doch es gibt auch viele Menschen, die sich gegen die Ausrodung des Waldes einsetzen. Denn der Wald von Chimki gilt als „grüner Ring“ um Moskau, der als Ort der Entspannung gilt. Besonders in Zeiten, wo der Wald in Russland von alleine abbrennt und seit Wochen Smog über Moskau steht, erscheint die Abholzung suspekt und unvernünftig.
Infolge der Gesetzesänderung und der Legitimierung des Abrodens vom Wald von staatlicher Seite gab es im Wald von Chimki seit dem 15. Juli ein Öko-Camp mit vielen Aktivist_Innen, die sich gegen die Abholzung engagieren wollen. Dass dies den Akteuren und den Profiteuren mächtig durch den Strich geht, ist offensichtlich. Gespräche der Umweltaktivist_Innen mit der Stadtverwaltung wurden seitens der Stadt vehement verhindert.
Als einer der Bauunternehmer vor Ort den Anwesenden im Ökö-Camp versprochen hat, die Baugenehmigung zum 23. Juli zu bringen, trauten die Menschen am besagten Tag ihren Augen nicht.
Statt der versprochenen Baugenehmigung erschienen um die 40 vermummte Männer. Sie konnten später als Hooligans der russischen Gruppe „Gladiators“ aus Moskau erkannt werden. Viele trugen Shirts mit rechter Symbolik und hatten rechtsradikale Lieder auf ihren Handys. Die jungen Männer bedrohten die Aktivist_Innen im Camp und versuchten, sie einzuschüchtern.
Die Polizei kam nach langer Zeit im Wald an und statt die angeheuerten Schlägertruppen mitzunehmen, wurden Umweltschützer_Innen abgeführt. Ein Polizeisprecher gab später bekannt, dass es keine Konsequenzen für die Neonazis geben wird.
Stattdessen wurden nun zwei soziale Aktivisten, Alexey Gaskarov und Maxim Solopov, zu zwei Monaten U-Haft, welche Ende September ausläuft, verurteilt. Dann steht eine neue Verhadnlung an. Ihnen wird vorgeworfen, nach dem Erscheinen der Neonazis an einer direkten Aktion vor Chimkis Administrationsverwaltung teilgenommen zu haben, bei der um die 400 Menschen teilgenommen haben. Es gibt keinerlei Beweise für eine Beteiligung der jungen Männer – denn am besagten Abend wurde laut offiziellen Meldungen keiner der Anwesenden festgenommen. Die Polizei behauptete dennoch Tag darauf, die jungen Männer an jenem Abend festgenommen zu haben. Dies ist nur ein Exempel für die verfälschte Art der Prozessführung. Den Aktivisten drohen sieben Jahre Haft – klar ist jedoch, dass sich die Festnahmen nicht gegen zwei bestimmte Leute als Personen richten, sondern gegen eine sozialkritische Bewegung im Ganzen. Es hätte jeden anderen Aktivisten treffen können, der sich gegen die Pläne der russischen Regierung stellt.
Was für uns als Einwohner_Innen vor Ort von Bedeutung ist, ist dass die Schlägertruppen in Russland von den verantwortlichen des Baus engagiert worden sind. Da Vinci mit russischen Unternehmen zusammenarbeitet, die das Projekt vor Ort betreuen und somit auch die rechten Schläger engagiert haben, steht das Bauunternehmen unmittelbar in der Verantwortung. Auch die Repression gegen kritische Menschen und die Abholzung einer riesigen Waldfläche nimmt der Konzern hin.
Wir wollen Sie vor der Außenstelle von Vinci in Bochum auf diese Schweinereien aufmerksam machen und die Machenschaften, die Vinci wortlos toleriert und selbst zu verantworten hat, ins Licht der Öffentlichkeit unserer Stadt rücken.
Wir dulden keine Nazis und auch keine Akteure, die aus Profit mit solchen zusammenarbeiten!
Wir solidarisieren und mit den AktivistInnen, die u.a. für die Erhaltung der Natur kämpfen!
Zeigen Sie ihren Unmut bei Vincis Tochterunternehmen!
Freiheit für Alexey und Maxim!”