Kampf um Russlands grüne Lunge
Solidaritätskampagne für Umweltschützer
Derzeit bekommen die russischen Behörden aus vielen europäischen Ländern Protestbriefe. Darin wird die Freilassung von Alexej Gaskarow und Maxim Solopow gefordert. Die beiden Männer sind am 29. Juli 2010 unter dem Vorwurf des Landfriedensbruchs in Untersuchungshaft genommen worden. Sollten sie verurteilt werden, drohen ihnen Haftstrafen bis zu sieben Jahren.
Gaskarow und Solopow sollen mit hunderten weiteren Umweltschützern am  28. Juli im Moskauer Vorort Chimki an einer Spontandemonstration gegen  die Rodung eines Waldstücks teilgenommen haben. Dabei wurden auch  Gebäude der Stadtverwaltung mit Steinen und Feuerwerkskörpern  attackiert. Obwohl der Sachschaden gering war, sorgte die Attacke in den  russischen Medien für großes Aufsehen und setzte die Behörden unter   Verfolgungsdruck. Nach Ansicht eines russischen Solidaritätskomitees   wurden     Gaskarow und Solopowa verhaftet, weil sie seit Jahren auch  öffentlich als Aktivisten der sozialen Bewegung aufgetreten sind. So  haben sie sich gegen die Zunahme faschistischer Aktivitäten und die  rassistische Diskriminierung von Ausländern in Russland engagiert.
Neue Graswurzelbewegung
Russische Umweltschützer sehen in den Verhaftungen der Männer auch einen  Versuch, die wachsende russische Graswurzelbewegung zu disziplinieren.  Die andauernden Proteste gegen die Abholzung des Chimki-Waldstücks  werden als Beispiel für das neue Selbstbewusstsein von  zivilgesellschaftlichen Organisationen interpretiert. Die Bäume sollen  einer mautpflichtigen Autobahn zwischen Moskau und St. Petersburg  weichen.   Die Waldschützer bekommen zunehmend Unterstützung von Bürgern  der russischen Hauptstadt, die für den Erhalt von Moskaus grüner Lunge  eintreten.
Die Staatsmacht reagiert mit zunehmender Repression und sorgte damit  russlandweit für Schlagzeilen So wurden bei Protesten gegen die  Waldabholzung am 23. Juli auch zwei Journalisten festgenommen. Der  russische Journalistenverband protestierte gegen die Einschränkung der  Pressefreiheit und forderte die Bestrafung der verantwortlichen  Milizionäre. Auch  ein Protestcamp, mit dem Umweltschützer aus ganz  Russland die Rodung verhindert wollten, war Ende Juli 2010 von ca. 100  Maskierten überfallen worden. Im Anschluss nahm  die Miliz einige der  Umweltschützer fest. Durch die Verhaftung von   Gaskarow und Solopowa  ist die Auseinandersetzung um das Waldstück auch über Russlands Grenzen  hinaus bekannt geworden.
Peter Nowak
 
		

