Am Donnerstag den 29. Juli wurden unsere Genossen Aleksei (Ljoscha) Gaskarow
und Maksim Solopow von Einheiten des „Zentrum E“ („Extremismusbekämpfung“) in
Moskau verschleppt, und befinden sich seitdem in Untersuchungshaft. Diese
Haft wurde am 31. Juli Aufgrund eines Gerichtsbeschlusses in Chimki zunächst
auf drei Tage verlängert – aufgrund mangelnder Beweise. Am 3. August folgte
eine weitere Haftverlängerung für die sozialen Aktivisten auf weitere zwei
Monate.
Doch was war passiert:
Am 28. Juli 2010 gab es einen Angriff von ca. 400 Jugendlichen auf die
Stadtverwaltung von Chimki in der Nähe von Moskau, welcher nun als Anlass für
die Verhaftungen dient.
Die Stadtverwaltung von Chimki ist dafür verantwortlich, dass der naturnahe
Wald von Chimki einer mautpflichtigen Autobahn von Moskau nach St. Petersburg
weichen soll – trotz der Möglichkeit den Wald zu umgehen. Eine permanente
Konfrontation um den Wald von Chimki – zwischen der Verwaltung einerseits und
Anwohnern sowie sozialen und ökologischen Aktivisten andererseits, besteht
seit 2007.
Seitens der Behörden wurde friedlichem Protest stets mit brutaler Gewalt
begegnet – zahlreiche Menschen wurden von gedungenen Gangstern,
rechtsextremen Schlägern und Polizisten schwer verletzt, es gab zahlreiche
Attentate und Brandanschläge auf Gegner der Abholzung des Waldes. So wurde
zum Beispiel im Juni 2007 auf die Wohnungstür der Aktivistin Ljudmila Selina
ein Brandanschlag verübt, im November 2008 fand ein Anschlag auf den
Chefredakteur der „Chimkinskaja Prawda“ Michail Beketow statt. Beketow
überlebte dabei nur durch ein Wunder mit eingeschlagenem Schädel – seitdem
kämpft er jedoch mit den Folgen des Mordanschlages und ist nicht mehr
arbeitsfähig.
Doch am 28. Juli bekam die Stadtverwaltung endlich eine deutliche und
notwendige Antwort – 400 Jugendliche griffen massiv mit Steinen, Äxten und
Rauchbomben das Gebäude der Verwaltung an. Es entstand geringer Sachschaden,
verletzt wurde niemand.
Natürlich stößt es bei der Staatsmacht auf wenig Gegenliebe, dass es Menschen
gibt, die die terroristischen Methoden des russischen Staates nicht länger
hinnehmen und offensiv dagegen vorgehen.
Gerade weil die Polizei bei der Aktion am 28. Juli niemanden festnehmen
konnte – sie befand sich nämlich gerade zum Zwecke der Unruhestiftung in
einem friedlichen ökologischen Camp in der Nähe – fanden die ersten
Verhaftungen erst am nächsten Tag statt.
Es traf Aleksei und Maksim. Beide sind bekannte Aktivisten, die aus ihrem
Herzen keine Mördergrube machen. Beide befinden sich seit langem unter den
ersten auf den Todeslisten russischer Rechtsextremer. Deswegen – weil sie
bekannt sind – wurden sie auch verhaftet. Und weil der Polizei nicht bekannt
war, ob die beiden an der Aktion vom 28. Juli tatsächlich beteiligt waren,
wurden schnell „Beweise“ erfunden. Durch Urkundenfälschung wurde die
Behauptung aufgestellt, dass beide Aktivisten „am Tatort“ festgenommen worden
seien. Doch die Wahrheit ist – sie wurden bei einer Vorladung zur Polizei –
der sie gefolgt waren – verschleppt!
Wir fordern die sofortige Freilassung unserer inhaftierten Genossen! Ohne wenn
und aber!
Am Montag, dem 9. August findet vor der Russischen Botschaft in Berlin eine
Kundgebung für die sofortige Freilassung unserer Genossen statt.
Treffpunkt: 17.30 Uhr, vor der Russischen Botschaft in Berlin, Unter den
Linden 63-65
Recent Posts
- Ende dieses Blogs / end of this blog
- Alexei Gaskarov: “If, in this country, the way to freedom runs through prison, we are ready to go”
- Solidarität gegen die Verfolgung von NGOs als „Foreign Agents“ in Russland
- politischer Reisebericht aus Griechenland in Hamburg
- Berlín: Mensaje solidario con la lucha en Brasil