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Belgrad Pride 2009

Am 21.Juli hielten Mitglieder des Organisationskomitees der Belgrad Pride eine Pressekonferenz ab, auf der die BELGRAD PRIDE 2009 – ES IST ZEIT FÜR GLEICHHEIT vorgestellt wurde. Stattfinden soll die zweite Belgrad Pride am 20.September 2009.

Möglicherweise erinnert Ihr Euch an die erste und letzte lesbisch – schwule Pride Parade im Juni 2001 in der Haptstadt Serbiens. Die Gruppe wurde von einer großen Anzahl vor allem junger männlicher Faschisten mit Schlägen, Tritten und anderer brutaler Gewalt zerschlagen. Der homophobe Mob hatte sich extra hierfür auf dem zentralen Platz in der Innenstadt versammelt und setzte ihre menschenverachtende Einstellung agressiv in zahlreichen Angriffe um. Es gab 40 Verletzte und nach dieser Katastrophe war die LGBTIQ Community lange Jahre abgeschreckt und verängstlicht.

"Die Belgrad Pride 2001 ist ein Beispiel dafür, wie im damaligen und – wie Jelena Djordjevic betont – auch im heutigen gesellschaftspolitischen Klima in Serbien nicht nur die Rechte von LGBT-Personen, sondern aller Menschen, die in irgendeiner Form als "anders" definiert werden, ignoriert wurden und werden. Jede und jeder, die oder der nicht dem Klischeebild des/der "anständigen serbischen Frau/Mannes" entspricht, wird als "other" und "different" stigmatisiert und gehört somit zu einer gesellschaftlichen Randgruppe. " ( http://www.amnesty.at/lgbt/archiv/standing%20up.htm )

Es geht um mehr als um sexuelle Orientierung. Es ist kein Zufall, das gerade klerikale und faschistische Gruppen gegen den Pride aktiv waren und über die Jahre immer wieder Menschen angriffen, die nicht dem Männlichkeitsbild entsprechen oder sich als nicht-heteronormal zeigen, während anarchistische und undogmatische Linke eher solidarisch gegenüber den Aktivist_innen sind. Es geht um Sichtbarkeit und Lebbarkeit von unterschiedlichen Lebensentwürfen, um das Recht, sich nicht anpassen zu wollen oder zu können. Dies bekommen auch wandernde Menschen wie Sinti und Roma zu spüren, die sich nicht in die konstruierte "Mehrheitsgesellschaft" einpassen und alternative Jugendliche sowie Kriegsgegner_innen. (siehe z.B. hier: http://dokmz.wordpress.com/2009/03/15/roma-ngos-decry-novi-sad-posters/ und hier: http://fda-ifa.org/nachrichten/antifascist-action-in-novi-sad-serbia )

Es gab bereits vor einigen Jahren einen zweiten Anlauf, eine Pride in Belgrad durchzuführen, unterstützt durch eine Infotour zur internationalen Mobilisierung und Unterstützung. Aber nach massiven Aufrufen von Gruppen wie "blood and honour serbia", einer international agierenden faschistischen Struktur und "Obraz", einer klerikal-nationalistischen Gruppe, die Pride mit Gewalt anzugreifen entschieden sich die Organisator_innen dagegen, die Pride im Jahre 2004 durchzuführen. Zusätzlich gab es nach Angaben der Organisator_innen sowohl Schwierigkeiten von Seiten der Polizei als auch der Politik, ähnlich 2001. Sie befürchteten, die Sicherheit der Teilnehmer_innen nicht gewährleisten zu können und verfassten hierzu eine öffentliche Stellungnahme.

Zur Verbindung von orthodoxer Kirche, serbischen Nationalismus und dem Hass auf "die Anderen" berichtet Boban Stojanovic in einem Interview mit der Jungle World 2004 folgendes:

"Auf einer Podiumsdiskussion hat ein junger Nationalist gesagt, dass seine Tochter niemals Lesbe sein wird, solange in ihr »sauberes, gesundes, serbisches, männliches Blut« fließt. Diese Aussage ist nichts anderes als reiner Faschismus, aber die Regierung und die Menschen erkennen das nicht. Die serbische Kirche, die während des Krieges Verbrechen unterstützte, will jetzt so viele Gläubige gewinnen wie möglich, so dass ihre Verbrechen im Namen des Volkes gerechtfertigt werden. In Belgrad wird derzeit die größte orthodoxe Kirche der Welt fertig gebaut, der Tempel des Heiligen Sava. Dieses Bauwerk wurde unter anderem mit Spenden von Leuten finanziert, die auf den Kriegsschauplätzen raubten und Menschen abschlachteten." ( http://jungle-world.com/artikel/2004/14/12618.html )

Nun schreibt das Komittee des diesjährigen Pride:
"Wir als Aktivist_innen haben uns lange Zeit gefragt "Ist es Zeit? Sind wir bereit?" und schlussendlich kamen dieses Jahr neue Menschen, die sagten "Ja!". Viele Aktivitäten, viele Verhandlungen mit der Polizei und dem Ministerium für Menschenrechte sind auf dem Weg um eine friedliche Parade abzusichern. Der Bürgermeister, der einst als einer der Führer in der Student_innenbewegung gegen Milosevic aktiv war, ist gegen die Parade! Wir brauchen offensichtlich Viele von uns, um präsent zu sein! Wir laden Euch alle ein, herzukommen und am 20.September teilzunehmen!"
( http://eng.belgradepride.rs )

Das Eintreten gegen Homophobie und Faschismus ist ein wichtiger Beitrag auf dem Weg zu einer freieren und selbstbestimmten Gesellschaft!
Solidarität mit den Aktivist_innen in Belgrad und weltweit!

 

 


weitere Informationen:

Deklaration der Organisator_innen (engl.)
http://eng.belgradepride.rs/index.php?option=com_content&view=article&id=46:declaration-let-there-be-the-pride-parade&catid=32:announcements&Itemid=47

Ein Artikel zur Pressekonferenz im Juli 2009 (engl.)
http://oneworldsee.org/node/18864

Infos zur Gruppe Queer Beograd:
http://www.queeruption.org/queerbeograd/intro.html

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